KOMPONIST
Komponieren –
eine lange Suche nach der eigenen Sprache
Wer heute komponieren will, steckt in einem Dilemma: Ein Anknüpfen oder Fortführen der Avantgarde scheint schwierig zu sein. Auf der einen Seite hat jede klangliche Verbindung eine Tradition und fast jedes Instrument stellt klangliche Assoziationen her, die ins 18. und 19. Jahrhundert zurückführen. Eine Orgel steht immer im sakralen Kontext, ein Chor oder auch ein einzelner Sänger kann „nur“ singen, für Klavier zu schreiben, ohne an Schubert oder Debussy zu denken, ist fast nicht möglich. Auf der anderen Seite kann sich aus der vorhandenen stilistischen Vielfalt Neues entstehen.
Mein eigener Weg als Komponist ist geprägt von der reichen kirchenmusikalischen Handwerkskammer, die das Studium mit sich bringt. Darin geht es zunächst um das Erlernen unterschiedlicher Techniken und Stile, von denen mich bis heute – da mente und da penna – kontrapunktische Techniken faszinieren. Meine Vorbilder sind – neben Johann Sebastian Bach – Josquin Deprez und Ludwig Senfl. Wenn ich Lieder aus der Zeit um 1500 bearbeite, sind diese oft im klanglichen Gewand jener Zeit. Genauso reizvoll kann es sein, Volkslieder harmonisch an die Grenzen zu führen. Eine große Rolle beim Komponieren spielt die liturgische Praxis. Bereits im Kindesalter habe ich komplette Orgelmessen, Liedsätze und vieles mehr geschrieben. Ernster wurde es, als mein lieber Freund James Pfrenger, im Juni 1988 in Waldachtal-Salzstetten seine Primiz feierte. Für diesen Anlass schrieb ich mein erstes “Deutsches Ordinarium für Chor und Orgel”, das ich mit meinem damaligen Kirchenchor am 26. Juni 1988 uraufgeführt habe. Seit dieser Zeit habe ich vieles, hauptsächlich für den praktischen Gebrauch, meist für Chor oder Solo, mit und ohne Orgel, geschrieben. Ein Höhepunkt meiner bisherigen Komponistenlaufbahn war die Uraufführung meiner Ostermesse über die Sequenz „Victimae paschali laudes“ für Chor, Orgel, Streicher und Schlagwerk an Ostern 2012. Schön ist es, wenn man von außen Bestätigung in Form von Aufträgen erfährt: Hans de Gilde hat mich schon zweimal mit Aufträgen für den Kinderchor der Ulmer Spatzen betraut. Auch von Thomas Müller, dem Leiter des Scherer-Ensembles, habe ich schon einige Kompositionsaufträge bekommen. Zum Beispiel hatte ich 2015 die Ehre, in das Gewand des Komponisten Ludwig Senfl (1486 – 1543) zu schlüpfen und einen einstimmigen Ulmer Meistersang für fünf- bis sechsstimmigen Chor auskomponiert (mit allen kontrapunktischen Schikanen wie Imitationen und Kanons). 2016 stand das Jubiläum „500 Jahre Stadtbibliothek Ulm“ an. Für dieses Jubiläum sollte ich wiederum ein Meisterlied aus Ulm vertonen. Auch hier ist wieder viel Kontrapunkt dabei.
Im Dezember 2019 gedachte man in Ulm an den Fliegerangriff vor 75 Jahren. Für die Gedenkfeier am 15. Dezember in der Wengenkirche schrieb ich ein dreisätziges „Ulmer Requiem“, das ich mit dem Wengenchor, 2 Schlagwerkern des Theater Ulms, 2 Sprecherinnen (Anja Kathrin Ruess und Karin Kiehlneker) und meinem Kollegen Albrecht Schmid an der Orgel uraufführte.
2020/21 waren abenteuerliche Jahre. Die durch Corona verordnete Zwangspause führte zu einem regelrechten Schaffensschub. Psalmen, Choralbearbeitungen.
Hier ein Überblick über mein kompositorisches Oeuvre
1988
Deutsches Ordinarium für James Pfrenger
1989
Hebt euch, ihr Tore; Siehe, eine Jungfrau, Adventsmotetten für Chor
Intrade für Bläser und Orgel
1990
Sechs Skizzen für Orgel
1991
Harmonische Studien in 11 Sätzen über: Großer Gott, wir loben dich
Fantasie und Fuge im Stil von Max Reger über: Den Menschen, die aus dieser Zeit
Verleih uns Frieden gnädiglich, Motette für 8stg. Chor
1992
Choralvorspiele und Kanonische Studien für Orgel
1994
Sonnengesang des Heiligen Franziskus für Alt-Solo und Orgel (Auftragskomposition des Amtes für Kirchenmusik für den Diözesankirchenmusiktag in Ulm 1994)
1995
Bearbeitung des Sonnengesanges für 3 bis 6-stimmigen Frauenchor und Orgel. 1996 wurde das Stück von der Mädchenkantorei des Rottenburger Domes, der das Stück gewidmet ist, auf CD eingesungen. 2006 erschien das Stück im Möseler-Verlag, Wolfenbüttel.
Kinderszenen, 4 Sätze für Streichquartett
Viri Galilaei, Motette im alten Stil für vierstimmigen Chor
2 Gesänge für die Taufe meiner Tochter Hanna für Kantor, Gemeinde und Orgel
1998
Über die Hügel, Motette für sechsstimmigen Chor und Orgel (komponiert für den ökumenischen Kirchentag in Ulm im Mai 1998, Uraufführung im Ulmer Münster durch das Reger Vokal Ensemble)
Vorspiele und Sätze für Erdentöne – Himmelsklang
1999/ 2000
Messe in Es für Chor, Solo-Sopran und Orgel
2 Psalmen für Chor a capella
Missa oecumenica für Bläser und Chor
2 Lieder nach Worten von Georg Trakl (Sopran und Klavier)
2001
Gesang der drei Jünglinge im Feuerofen, für SATB und Orgel (Auftragswerk der Gemeinde Durchhausen zum zehnjährigen Altarjubiläum; uraufgeführt im Oktober 2001)
Seligpreisungen für vier- bis sechsstimmigen Chor a capella (bearbeitet 2010)
Sonate für Oboe und Orgel (meiner Frau Brigitte gewidmet)
Largo alternativo – Toccatina – Consolation, Drei Stücke für Orgel, veröffentlicht im Carus-Verlag
6 Weihnachtsliedsätze für vierstimmigen Chor
Gottesbegegnung des Elias auf Horeb, Ballade für Tenor und Orgel
2002
3 Weihnachtsliedsätze für Chor, Klarinette und Orgel
Vorspiele und Liedsätze für Erdentöne – Himmelsklang II
Hymnus, Geheimnis der Dreifaltigkeit, Motette für fünfstimmigen Chor und Orgel
Messe zur Primiz von Gerhard Schneider für 3 Chorgruppen, Schola, Bläser und Orgel (uraufgeführt am 14. Juli 2002 in St. Maria Suso)
2003
Florilegium Clarae, 6 Stücke für Orgel über Szenen aus dem Leben der Heiligen Klara
2004
Musik für den Abschlussgottesdienst des Ulmer Katholikentages am 20. Juni 2004.
Da Jesum an dem Kreuze stund, Partita für Orgel
Vesper für Chor, Schlagwerk, Klavier, Orgel, Sopran
2005
3 sinfonische Fugen für Orgel
LIMOT – 3 Stücke für Chor und Klavier nach Texten von Bernd Schmitt (Aufführungen 2005 und 2009)
Präludium und vier Sätze zum Fest Allerheiligen über: Der Himmel soll sich heute freun
2006
Preisend mit viel schönen Reden, für achtstimmigen Männerchor
Unüberwindlich starker Held, Fantasie für Orgel (UA im Oktober 2007 in Hüttisheim)
2007
Kleine Messe für Mezzosopran und Orgel
Jeux d´orgue: Variationen für Orgel über: Dreifaltiger, verborgner Gott
2007 – 2010
Chorsätze für den praktischen liturgischen Gebrauch für Chor, mit und ohne Orgel.
Aussetzen der Continuostimmen für drei Oratorien von Georg Friedrich Händel Im Auftrag des Peters-Verlages
2010
Chorimprovisation für Mädchenchor über: O liebster Jesu, denk ich dein (Auftragswerk des Ulmer Spatzenchores und seinem Leiter Hans de Gilde)
2011/12
12 stimmiger Geburtstagskanon für Barbara Comes.
Grußkarte für Bernd für Viola solo. Bernd Schmitt zum 50. Geburtstag, uraufgeführt von Klaus Brannath am 25. Februar 2012.
Missa sopra “Victimae paschali laudes“ für Chor, Streicher, Schlagwerk und konzertante Orgel
2012
30 Variationen für Klavier über “Leise zieht durch mein Gemüt” von F. Mendelssohn-Bartholdy
Kanones in verschiedenen Variationen für verschiedene Besetzungen.
Gegrüßt seist du, Maria für 4 stimmigen Chor und Orgel
2013
Bearbeitung der Kindertotenlieder von Gustav Mahler für fünfstimmigen Chor
Hymne für die Hans-Multscher-Grundschule nach einem Text von Bernd Schmitt
Die Heimat des Menschen ist droben im Himmel, Grabspruch für vierstimmigen Chor.
2014
Die Fliege und die Wanze (SSAA und Klavier ad lib.), Auftragskomposition für den Kinderchor der Ulmer Spatzen und ihrem Leiter Hans de Gilde, nach einem Gedicht von Joachim Ringelnatz
Intonationen und Choralvorspiele zu Liedern des Eigenteils der Diözese Rottenburg-Stuttgart im neuen Gotteslob
Bearbeitungen für Kinderchor und Instrumente für den Carus-Verlag
2 Streichquartettsätze für das Berblinger-Quartett (UA: 31. Januar 2015)
Ubi Caritas Motette für 4 stimmigen Chor a capella
2015
Meistersang I. Fünfstimmige Mottete im Stile Ludwig Senfls über die Silberweise von Hans Sachs
Szenische Kantate über das Leben von Hans Multscher (Text: Christine Kappl und Karin Kiehlneker)
Augen in der Großstadt (Kurt Tucholsky) für dreistimmigen Kinderchor und Klavier im Auftrag von Hans de Gilde für einen Workshop des AMJ in Wolfenbüttel im September 2015.
Kleine Johannes-Passion für Kirchenchöre
Chorimprovisation über: GL 842, Wie mein Gott will bin ich bereit
Drei kanonische Liedsätze für Pfingsten für drei Frauenstimmen: GL 343 (Komm, Heilger Geist), GL 348 (Nun bitten wir den Heiligen Geist), Hallelujavers (Komm, Heiliger Geist).
2016
Meistersang II. Komponiert im Auftrag von Thomas Müller zum 500-jährigen Jubiläum der Stadtbibliothek Ulm. (Uraufführung durch das Scherer-Ensemble am 24. Juli 2016 in der Stadtbibliothek).
2019
„Ulmer Requiem“; Tryptique für Chor, Schlagwerk und Orgel zum Gedenken an die Bombardierung der Wengen-Kirche vor 75 Jahren (Uraufgeführt am Sonntag, 15. Dezember 2019 in der Wengenkirche)
2020
3 Proprien für Singstimme und Orgel
Proprium für Altsolo und Orgel zum Sonntag Laetare (Susanne Ott gewidmet)
3 Gesänge zum Fronleichnamsfest für Alt udn Orgel
11 Choralbearbeitungen für fünf- bis achtstimmigen Chor (Albrecht Schmid gewidmet)
4 marianische Antiphonen für Singstimme und Orgel
Psalmenkantate in 6 Sätzen für Chor und Orgel
Trio für Orgel
Choral, 2 Variationen und Fuge über den Choral „Ihr Christen, hoch erfreuet euch“ für Orgel
Mehrere Kanones für die Hans-Multscher-Schule
2021
„Berblinger“ für achtstimmigen Chor, Text: Thomas Müller
Messe für SAM und Orgel, Barbara Comes und dem Chor „Les Passerelles“ gewidmet.
Bearbeitung für SATB und Orgel
2022
All Morgen ist ganz frisch und neu, Kanonische Motette für 12stimmigen Chor
4 Trauergesänge für Alt und 2 Violen
Bearbeitungen:
1995: 1. Satz der 5. Sinfonie von Charles-Marie Widor für großes Orchester (für die A-Prüfung)
2000: Passacaglia aus: Peter Grimes von Benjamin Britten für Orgel
2000: Adagio aus dem Streichquintett von Anton Bruckner
2006: Communion, Übertragung einer Improvisation von Jean-Pierre Leguay von CD auf Papier